Biografie2024-05-18T12:43:49+02:00

Der Komponist

Aufgewachsen in einer musikaffinen Anwalts-Familie studierte Wüsthoff nach seinem Notabitur zunächst drei Trimester Chemie, bevor er mit 19 Jahren in den Kriegsdienst eingezogen wurde. Während der vierjährigen Gefangenschaft in Russland lernte er seinen ersten Kompositionslehrer Hans Vogt kennen, und der Wunsch, Komponist zu werden, entstand. Zurück in Berlin studierte er an der Hochschule für Musik Dirigieren und Komposition bei Reinhard Schwarz-Schilling und Boris Blacher.

1953–1959 war Klaus Wüsthoff beim RIAS Berlin zunächst Aufnahmeleiter, später Leiter der Abteilung Tanzmusik. Daneben hatte er Gastdirigate mit eigenen Orchesterwerken bei in- und ausländischen Rundfunkanstalten. Anfang der Sechzigerjahre war er an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin Hauskomponist unter Boleslav Barlog, bevor er als freischaffender Komponist, Dirigent, Autor und Moderator für Kinder-, Schulfunk- und Bildungsprogramme tätig wurde. Bei Gründung des Zweiten Deutschen Fernsehens wurde er mit der Komposition des Signals der Nachrichtensendung „heute“ und des „heute journal“ beauftragt; die Melodie wurde jahrzehntelang beibehalten.

Sein Werkkatalog umfasst zwei Opern, acht Musicals, 35 Orchester- und Solokonzerte, Chorwerke, Blasmusik, Kammermusik, Jazz-, Ballett-, Film-undSchulmusik. Darüber hinaus schrieb er die Musik zu Dokumentar- und Werbefilmen, siehe Werkverzeichnis.

Von Klaus Wüsthoff erschienen u.a. auch das Fachbuch „Die Rolle der Musik in der Film-, Funk- und Fernsehwerbung“ (1978, Verlag Merseburger) und die Lehrwerke „Tonkiste – Komponieren lernen mit Playbacks“ , Das Kinderklavier, „Bewegungslieder mit Kuscheltieren“. Eine Gesamtaufnahme seiner großen Orchesterstücke und Solokonzerte erschien 1992 unter dem Titel „Leichte Sinfonik“, eingespielt vom Rundfunk – Sinfonie  Orchester Berlin.

Klaus Wüsthoff war mehrfach Preisträger von Kompositionswettbewerben:                                   

1962 Sonderpreis in Brüssel mit der Orchestersuite „Die Schelde
1972 im WDR mit der Kantate „Sing up
1982  mit dem Paukenkonzert „Metrum“, Publikumssieger beim Wettbewerb der Berliner Philharmoniker
1982 mit „Cellodrom“ für die 12 Cellisten anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Berliner Philharmoniker

Für seine Tätigkeit als Initiator und Projektleiter von Nachwuchs-Förderprogrammen, Kompositionswettbewerben und Konzertreihen (Forum junger deutscher Komponisten für Orchestermusik, Schüler komponieren, Neue Tafelmusik, Neue Salonmusik, Glienicker Schlosskonzerte, Zehlendorfer Kammerkonzerte u.a.) erhielt er 1992 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1999 den Paul-Woitschach-Preis des Deutschen Komponistenverbandes. 2009 wurde ihm mit der Goldenen Nadel die Ehrenmitgliedschaft der Dramatiker-Union verliehen.

Mit dem „Klaus Wüsthoff Trio“ nahm er im Alter von 92 Jahren als swingender Pianist zwei CDs mit Evergreens der 20er- bis 50er-Jahre auf, die unter dem Titel „Über die Liebe – zum Mitsingen“ bei Blackbird Music veröffentlicht wurden.

In seinen letzten Lebensjahren galt sein Interesse vor allem dem Klimaschutz, den er mit seiner Musik aktiv unterstützte.

Am 17. November 2021 starb Klaus Wüsthoff, ein halbes Jahr vor seinem 100. Geburtstag.

Einträge in Lexika und Verzeichnissen

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